Die Kraft der Berge
Wie du in den Bergen aufblühst und zu neuer Kraft kommst
Wie du in den Bergen aufblühst und zu neuer Kraft kommst
Immer mehr Leute entfliehen dem Alltag in die ruhigen, starken, naturgewaltigen Berge. Ihre ganz besondere Atmosphäre hat etwas beruhigend Schönes, was den Stress aus den Gedanken ziehen kann Wie Ihr aus der Zeit in den Felsen das Beste macht.
Die Luft ist so klar, dass sie fast schon schneidet. Unter meinen festen Wanderschuhen rollen ein paar Kiesel den Abhang hinunter, in Tiefen, die man kaum bis zum Grund erblicken kann. Ich sehe das Kreuz, zu welchem ich will, schon deutlicher vor mir als noch vor 20 Minuten. Es geht voran. Meine Füße tun schon weh, meine Wanderhose zwickt am Bauch und in meinem Nacken klebt stundenalter Schweiß. Wann immer ich merke, dass ich beginne, mich innerlich zu beschweren, zwinge ich mich, auf den Weg zurück zu schauen, den ich bis dahin geschafft habe. Und auf all die Berge, die so ruhig und stabil um mich herum stehen.
Deren Anblick mochte ich als Kind schon. Ich weiß nicht genau, was es ist, was uns Menschen an den gigantischen Steinkolossen so fasziniert.
Vielleicht ist es der Freiheitsgedanke. Oder wir suchen die Einsamkeit. Nicht umgeben zu sein von vielen Menschen oder Verkehr. Wie es der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer einst formulierte: „Wenn ich die Zivilisation hinter mir lasse, fühle ich mich sicher.“
Die Berge repräsentieren eine Art der Natur, die sehr besonders ist. In der Stadt oder in einer eher kleinen Wohnung kann sich der Mensch schnell eingeengt fühlen. Der Reiz der Berge liegt vermutlich darin, dass man selbst zum Teil dieser gigantischen Natur werden kann, wenn einem der Alltag und das normale Leben zu viel wird. Der Anblick einer Felswand ist einfach gewaltig, man kommt sich klein und irgendwie unbedeutend vor, was ja manchmal gar nicht so schlecht ist. Es wird egal, wer man ist oder was man geleistet hat, es ist egal, ob man verschwitzt oben am Gipfel ankommt, man kann echt und pur sein.
Eine schwere aber angenehme Ruhe liegt über mir, als ich beim Gipfel ankomme. Die Stille, die nur von ein paar Vögeln und meinem schweren Atem unterbrochen wird gibt mir direkt ein Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Hier kann mir nichts passieren, denke ich mir.
Dann fallen mir wieder die Bergsteiger ein, die so oft ihr Leben riskieren oder es sogar verlieren, weil sie zu unerfahren sind. Welchen Mut man aufbringen muss, um einen solchen Trip zu wagen, kann ich mir kaum vorstellen. Die Gefahr, die von den Bergen ausgeht, ist demnach absolut nicht zu unterschätzen. Von außen und weiter Entfernung betrachtet, befindet man sich in einer absolut nutzlosen Tätigkeit. Man steigt freiwillig auf einen Berg, einen hohen Berg, der viele Gefahren mit sich bringt und trotz aller Umstände dreht man nicht um. Man geht weiter, Schritt für Schritt, dem Gipfel entgegen. Es muss also in den Bergen ein geheimer Zauber liegen, dass sie uns immer größere Schwierigkeiten und Anstrengungen suchen lassen und wir sie nur umso stärker lieben, je mehr sie uns kosten.
Am besten fängt man mit kleinen Touren an, geführten noch am besten dazu, sodass einem nichts passieren kann.
Es kommt nicht von ungefähr, dass der Mensch einzelne Berge als Orte der Spiritualität sieht. Gerade durch beschriebene Stille lassen sich bestimmt Begegnungen mit gewissen Kräften herausfordern oder zumindest lassen sich Momente der Besinnung und Ehrlichkeit finden. Man kann in sich hineinhören, sich fallen lassen in seinem eigenen Kopf und die besondere Situation nutzen, um sich über Dinge klar zu werden. Während man steht und einfach nur ist, passieren im Kopf oft Dinge, die im stressigen Alltag zu kurz kommen.
Gesundheitlich ist die frische Bergluft auch auf vielen Ebenen nicht zu unterschätzen. Allergiker oder Asthmatiker sollten die kühle, pollenarme Luft der Berge so oft wie möglich aufsuchen. Zudem ist die Höhenlage der Alpen beispielsweise schon so leistungssteigernd für den menschlichen Körper, dass bereits nach drei Tagen der Aufbau vitalisierender roter Blutkörperchen gefördert wird. Davon kann der Mensch 120 Tage nachhaltig profitieren, weil wir dann besser Sauerstoff von der Lunge ins Gehirn und in die Muskeln transportieren können. Der unebene Boden in den Bergen ist beim Gehen super für die Muskelbildung, ebenso wie das Herabsteigen/Bergabgehen. Am meisten hilft es der Gesundheit jedoch dadurch, dass es uns erwiesenermaßen glücklicher macht, durch die Berge zu wandern.
Dadurch, dass viel weniger Menschen unterwegs sind und man auf Wanderungen vielleicht auch mal nur ein paar Seelen trifft, sind die Begegnungen sehr viel näher und echter als in der Stadt. Man grüßt sich freundlich und fühlt sich unter Bergwanderern irgendwie verbundener.
Unsere innere Uhr bekommt in den Bergen die Chance, sich unter Beweis zu stellen und durch die Anstrengung, die sich durch das Laufen am Tage einstellt, lernen wir viel eher die natürlichen Grenzen unseres Körpers kennen. Zudem lebt man viel mehr im Einklang mit der Natur und abends, wenn man von der großen Tour zurück auf die Hütte kommt, geht man schlafen, statt noch ins Handy zu starren.
Die Berge sind oftmals kein einfaches Pflaster. Es geht über Stock und Stein, an wilden Tieren vorbei und in höchste Höhen. Es gibt für Familien mit Kindern genau die richtigen Routen, ebenso wie es die richtigen Routen für den eher sportlichen Typ gibt. Man kann sich aussuchen, inwieweit man gefordert werden möchte. Und das Tag für Tag.
Durch die frische Luft hat der Körper von vorneherein mehr Energie, um sich zu bewegen. Zudem hält er länger durch und kann seine ganz eigenen Ressourcen voll ausschöpfen.
Wir Menschen brauchen Ziele im Leben. Und das Erklimmen einer Bergspitze kann sehr gut eines davon sein. Der Körper schüttet Dopamin aus, sobald das Ziel erreicht wird und du freust dich.
Bilder: Thomas Shaller, Unsplash, Melanie Suter, Unsplash